Madagaskar - Dass das Bildungsangebot schwächelt, ist eine Tatsache. Wie prekär die Situation wirklich ist, hat bei der Eröffnung der Primarschule in Ankerambe jedoch viele überrascht.
Bislang konnten Schwarze Löcher in der Astronomie lediglich in Animationen dargestellt werden. Dies änderte sich im April 2019, als einem Forscherteam des Projekts Event Horizon Telescope erstmals eine Aufnahme eines Schwarzen Lochs gelungen ist. Zur gleichen Zeit wurde ein Projekt zur Errichtung einer neuen Primarschule im Dorf von Ankerambe evaluiert. Auf den ersten Blick haben die beiden Ereignisse nichts miteinander zu tun. Doch bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass durch die Inbetriebnahme der neuen Schule ebenfalls ein „Schwarzes Loch“ sichtbar gemacht wurde – und zwar bezüglich der Bildung.
Wir erlebten einen enormen Andrang auf die neue Schule in Ankerambe. Selbstverständlich waren wir uns der grossen Nachfrage bereits im Voraus bewusst, doch mit so vielen SchülerInnen hatten wir nicht gerechnet. Der berechnete Bedarf an Plätzen für SchülerInnen wurde sogar um 26 % übertroffen!
Mit den 190 Anmeldungen für das erste Schuljahr hatten wir alle Hände voll zu tun, und aufgrund der hohen Anmeldezahl mussten wir zwei Klassen für die erste Schulstufe machen. Da der Neubau aber „nur“ fünf Klassenzimmer enthält, musste die Aufteilung der übrigen Klassenzimmer diskutiert werden. Die Elternvereinigung hat für das erste Schuljahr entschieden, dass die zweite und dritte Schulstufe mit 66 und 42 SchülerInnen je ein eigenes Klassenzimmer erhalten. Die 42 SchülerInnen der vierten und fünften Schulstufe sollen gemeinsam in einem Klassenzimmer untergebracht werden. Die fünf Lehrpersonen, von denen nur ein Lehrer von Staat bezahlt wird, werden nicht auf der faulen Haut liegen.
baute Schule ist zwar erfreulich, doch die kommenden Jahre stellen eine echte Herausforderung dar. Die Infrastruktur ist lediglich für 340 SchülerInnen konzipiert, weshalb zum Schuljahresbeginn Platzmangel herrschen wird. Der prognostizierte Bedarf an Infrastruktur ist schwindelerregend.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Pia Bangerter