Madagaskar - In der Gemeinde Ambatomanjaka gibt es fast keine Bäume mehr. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Wir legen den Fokus bei allen unseren Interventionen auf die Umweltkomponente.
Ich sitze auf einem Hügel und schaue auf den Horizont. Mir bietet sich ein Anblick von grosser Schönheit. Aber ich werde durch eine grosse Abwesenheit verwirrt. Auf dieser riesigen Fläche sehe ich nur einige wenige verstreute Bäume und keinen Wald! Es gibt zahlreiche Schluchten, die durch den Wasserabfluss und deren Erosion entstanden sind. Onja, Leiter von Cicafe, unserem strategischen Partner vor Ort, erklärt: „Die Folgen dieser geringen Waldbedeckung sind zahlreich: Verarmung der Böden, Destabilisierung der Hänge, Versandung der Reisfelder, Verlust der Artenvielfalt und sogar Versiegen der Wasserquellen. Der letzte Aspekt ist der Türöffner, um die Bevölkerung zu sensibilisieren: „Ohne Bäume gibt es langfristig kein Trinkwasser mehr“.
Onja fährt fort: „Wir nutzen die Interventionen im Bereich des Zugangs zu Trinkwasser, um die Gemeinschaften für die Bedeutung der Wälder und ihren Schutz zu sensibilisieren. Zunächst leiten wir bei den Gemeindebehörden die notwendigen Schritte ein, um die Situation der Grundstücke zu klären. Parallel dazu bilden wir etwa zehn Dorfbewohner zu Baumschulgärtnern aus. Je grösser das Engagement, desto überzeugender die Ergebnisse“.
„Sobald die ersten Regenfälle gefallen sind, mobilisieren wir die Dorfbewohner für Aufforstungskampagnen an sensiblen Standorten.
Dies ist die richtige Zeit, um eine maximale Überlebensrate der Baumsetzlinge zu gewährleisten. Alle packen mit an, von den Kleinsten bis zu den Grössten. Kahyas, Zahanas, Eschen, Tsitoavinas, Jambloniers, Buchen, Mangarahahas, Dinty Menas, Ravintsaras – lokale Baumarten mit zugegebenermassen seltsamen Namen und Klängen werden ausgewählt, um eine nachhaltige Wiederaufforstung zu gewährleisten“.
Wir sensibilisieren auch die Kinder in den Schulen. Wir wollen bei den Jüngsten ein neues Verhältnis zu Bäumen und Wäldern fördern. In der Nähe der Schulen legen wir auch ein kleines Arboretum an. Es beherbergt bedrohte und unbekannte Arten sowohl zu pädagogischen als auch zu Naturschutzzwecken.
Interventionen im Umweltbereich sind heikel, da die unmittelbaren Auswirkungen kaum wahrnehmbar sind. Ein Baum braucht Zeit, um zu wachsen. Die eingeleiteten Verhaltensänderungen müssen langfristig angelegt sein. Die Pflege der aufgeforsteten Flächen muss fortgesetzt werden: Wiederaufforstung, Beschneidung und Bekämpfung von Buschfeuern. Dafür sorgt eine Dorfkommission in Zusammenarbeit mit den Baumschulen und den lokalen Behörden.
Ich träume davon, dass ich eines Tages vom Gipfel dieses Hügels aus auf die Wälder blicken kann. Das wäre noch schöner!
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Sarah Reinhard