Guinea Conakry - Wegen fehlender Alternativen und aus Mangel an Wissen ist die Defäkation im Freien weit verbreitet. Eine angemessene Begleitung ermöglicht es die Ausgangssituation zu ändern.
Die Dörfer der Unterpräfektur Bangouya sind leicht zu erkennen. Hier hat Nouvelle Planète Initiativen im Bereich der Sanitärversorgung unterstützt. Die rosa-gelben Familientoiletten mit ihren Blechdächern säumen die Dörfer und kontrastieren mit den anderen Gebäuden. Sie ziehen die Blicke auf sich. Man kann sie nicht ignorieren. Mit anderen Worten, die Latrinen stehen im Mittelpunkt der Belange der Dorfbewohner. Das erleichterte den Ausbildnern, einige der heiklen Themen anzusprechen, die mit dem Bau von Latrinen einhergehen.
Innerhalb von zwei Jahren errichteten die Bewohner 150 Familienlatrinen in sechs Weilern. Jede Familie leistete ihren Beitrag: Sie stellte Materialien zur Verfügung und hob die Klärgruben aus. Im Gegenzug erhielt sie eine Betonplatte, ein Blechdach und Farbe. Dank ihres Engagements haben die Bewohner sich ihren neuen Ort der Erleichterung gut angeeignet. Dieses Engagement ist bei einer solchen Vorgehensweise von entscheidender Bedeutung. Sie haben dazu beigetragen, dass die Latrinenrate von weniger als 30 % vor der Intervention auf über 70 % gestiegen ist. 70 % zu steigern. Das ist ein schöner Erfolg, zumal sie sie regelmässig benutzen und warten. Die Bemühungen werden unter dem Motto „Eine Familie = eine Latrine“ fortgesetzt.
Erleichterung im wahrsten Sinne des Wortes
Die etwa 75-jährige Fatoumata Sylla erklärt uns: «Der Bau meiner Latrine ist eine echte Erleichterung für mich. Es war mir sehr peinlich, wenn ich auf dem Weg zur Verrichtung meiner Notdurft im Busch Menschen begegnete. Ich profitierte von der Nacht, trotz meiner Angst vor Reptilien.» Aussagen in dieser Richtung gibt es zuhauf, auch wenn sie unter vier Augen gemacht werden. Eine gewisse verständliche Verlegenheit bleibt. Die Bewohner erwähnen hauptsächlich die Vorteile der Zugänglichkeit, die Privatsphäre, die mit Sicherheit und Sauberkeit einhergeht. Frauen sind die ersten, die diese Aspekte nennen. Das zeigt, wie sehr sie unter der vorher herrschenden Situation gelitten haben.
Ein Anliegen der öffentlichen Gesundheit
Die Defäkation im Freien verkürzt laut WHO die Lebenserwartung. Sie trägt zu einer massiven Erhöhung der Kindersterblichkeit und chronischer Darmerkrankungen bei. Um es klar zu sagen: Wenn die Leute draussen defäkieren, isst man am Ende den Stuhlgang seiner Nachbarn. Ein Gramm Stuhl enthält zehn Millionen Viren, eine Million Bakterien und über tausend parasitäre Keime! Besser, sie landen in einer Klärgrube. Die Dorfbewohner haben dies verstanden und setzen ihre Bemühungen fort.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Julia Schaller