In vielen Industrieländern gibt der Rückgang der Geburtenrate zur Sorge Anlass, da sie unter der Erneuerungsschwelle liegt, was Auswirkungen auf die demografische Entwicklung, und auf das Funktionieren der Gesellschaft hat. Aus einem rein wirtschaftlichen Blickwinkel, erscheint die Immigration als einzige Lösung zur Deckung des kurzfristigen Arbeitskräftebedarfs. Der Erfolg gewisser politischer Parteien deutet darauf hin, dass sich der Widerstand gegen diese Lösung verstärken dürfte.
In unseren Interventionsländern wiederum, vor allem in Afrika, gehören die Geburtenraten nach wie vor zu den höchsten weltweit - obwohl sie ebenfalls nach unten tendieren. Auch hier führt die demografische Lage zu wirtschaftlichen Problemen, da der hohe Bevölkerungszuwachs Fortschritte im Wirtschaftswachstum praktisch wieder zunichtemacht. Ein Grossteil der Personen im erwerbsfähigen Alter findet keine Arbeit, da es an formellen Arbeitsstellen fehlt.
In den ländlichen Gebieten lassen sich die LandwirtInnen nicht bloss von ökonomischen Überlegungen leiten. Sie sind sich zumeist nicht bewusst, welche wirtschaftlichen Konsequenzen die Gründung einer Grossfamilie mit sich bringt. Auch sind ungewollte und Frühschwangerschaften häufig und Kinder werden als Altersversicherung betrachtet.
Daher hat sich Nouvelle Planète für einen originellen und indirekten Ansatz entschieden. Wir arbeiten vor allem, mit Frauengruppierungen. Damit möchten wir einerseits ihre Lebenssituation und jene ihrer Familien verbessern und andererseits die Stellung der Frauen stärken, damit sie mehr Mitspracherecht haben. Die von uns geförderten Gemüsegärten und Verarbeitungsanlagen werden auch von Frauen geleitet und verwaltet. Ausserdem fördern wir ihre Beteiligung bei den übrigen Interventionen, beispielsweise wenn es um die Komitees von Wasserversorgungsprojekten geht. Bei der Projektdurchführung werden sie von externen (und oft weiblichen) Ausbildungspersonen begleitet und beraten. Dabei können alle Themen, die sie beschäftigen, angesprochen werden, auch Fragen zur reproduktiven Gesundheit. Die Stärkung ihrer Autonomie gehört zu den griffigsten Massnahmen, um die Frauen dabei zu begleiten, selbstbestimmt ihren eigenen Weg gehen zu können.
Philippe Randin
Übersetzt von Marina Bentele