Von einem Tag auf den anderen hat der Krieg in der Ukraine uns aufgerüttelt. Die Kriegsrhetorik und die Berichterstattungen über rohe Gewalt und unermessliches menschliches Leid konfrontieren uns mit einer Realität, die wir für überholt hielten. Kants Vision vom „ewigen Frieden“ ist dem Hobbesschen Menschenbild „der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ gewichen.
Der Krieg spielt sich nicht im luftleeren Raum ab. Wir leben in einer vernetzten Welt – im Guten wie im Schlechten. Von den Auswirkungen des Konflikts sind bei Weitem nicht nur die Kriegsparteien betroffen. So trifft etwa der Preisanstieg bei den fossilen Energien, beim Weizen, bei den Düngemitteln usw. die schwachen Volkswirtschaften mit besonderer Wucht. Dazu gehören auch die Einsatzländer von Nouvelle Planète. Ihre Regierungen werden Mehl oder Benzin nicht auf Dauer subventionieren können. Sie befinden sich in einer Zwickmühle: sich verschulden oder den sozialen Frieden gefährden. Das globale Gleichgewicht kommt ins Wanken.
Schluss mit dem Imperialismus!
Seit Menschengedenken betreiben mächtige Staaten, im Bestreben ihre eigenen Interessen zu wahren, politischen Interventionismus. Ihre Hauptmotivation dafür ist reine Habgier und ihre Argumente zur Rechtfertigung der Aktionen erweisen sich im Nachhinein regelmässig als irreführend.
„Der Krieg gegen den Terrorismus“ der USA im Irak und in Afghanistan, die Erklärungen zur Intervention Russlands in Georgien, zur „Opération Harmattan“ Frankreichs in Libyen oder zur Annexion der Krim durch Russland ... und zu einer Vielzahl von weniger spektakulären Aktionen führen uns vor Augen, dass der Imperialismus nach wie vor Teil unserer Welt ist.
Das im Völkerrecht verankerte Selbstbestimmungsrecht der Völker, wonach ein Volk das Recht hat, frei von ausländischem Einfluss über seine politische Zukunft zu entscheiden, wird systematisch verletzt.
Seit über 35 Jahren lautet das Credo von Nouvelle Planète, dass man den Menschen an der Basis die Macht geben muss, indem man sie selbst über ihre eigene Entwicklung entscheiden lässt. Bei unseren Interventionen sind gegenseitiger Respekt, Zuhören und Offenheit das Leitmotiv. Wir sind überzeugt, dass wir nur so gemeinsam eine bessere Welt bauen können. Möge diese Hoffnungs- und Friedenslogik in Kriegsregionen wie der Ukraine, Afghanistan, Myanmar, Äthiopien, Jemen usw. Verbreitung finden, damit das menschliche Leid gestoppt werden kann. Lasst uns Friedensboten sein!
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Marina Bentele